Mittwoch, 27. Februar 2013

Mein 2. Rundbrief

Hier ist mein 2. Rundbrief, für die die ihn noch nicht gelesen haben. 


2. Rundbrief von Maike Paulus

St. Louis, 15 Februar 2013

Liebe Unterstützerinnen, Unterstützer, Verwandte, Freunde, Interessierte,

nun bin ich schon fast ein halbes Jahr in St. Louis, Missouri, Amerika, „am anderen Ende der Welt“. Halbzeit also! Drei Monate sind seit meinem letzten Rundbrief vergangen. Es wird also höchste Zeit für meinen 2. Rundbrief.
Wenn ich so auf die letzten drei Monate zurückblicke, kann ich gar nicht glauben wie viele neue Erfahrungen, Erlebnisse, Erkenntnisse, Höhen und Tiefen in diesen Monaten stecken. Und ich muss feststellen, dass die Zeit schneller vorbei ging, als ich anfangs dachte. Es ist fast unmöglich in Worte zu fassen, was ich hier erlebt habe.
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass es mir hier immer noch sehr gut gefällt und ich die Zeit genieße. Meine Arbeit mit den Kindern macht mir viel Spaß und ich freue mich nach wie vor morgens über jedes strahlende Kindergesicht.
Es ist auch schön zu erleben, wie viel mir hier schon vertraut ist, wie viel mir aber auch noch fremd erscheint in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Was ist in den letzten 3 Monate so alles passiert? Weihnachten stand vor der Tür und neben der Arbeit im Kindergarten kamen einige neue Aufgabe auf mich zu. So war ich zum Beispiel am Aufbau und der Durchführung eines Christmas-Stores beteiligt. In diesem konnten sich die Kinder aus gespendeten Sachen, Weihnachts-geschenke für Familienmitglieder und Freunde aussuchen. Des weiteren hieß es unendlich viele, für die Kinder gespendete Geschenke einpacken. Es ist hier Tradition, dass Privatpersonen oder Firmen an Weihnachten für soziale Einrichtungen spenden. Das kenne ich aus Deutschland nicht in diesem Maße.
Dann musste ein Programm für die Weihnachtsfeier im Kindergarten auf die Beine gestellt werden. Es war also einiges zu tun.
Da einige der Kinder auf dem Campus über die Feiertage zurück zu ihren Familien oder Verwandten fahren durften, stand schon ein paar Tage vor Weihnachten die Bescherung an. Es gab es ein großes Abendessen mit allen Kindern und Mitarbeitern von Every Childs Hope, bei dem es für jedes Kind ein Geschenk von Santa Claus gab. Danach ging es für die Kinder in ihre jeweiligen Häuser, in welchen ihre restlichen Geschenke auf sie warteten. Auch wir machten einen Rundgang durch die Häuser. Es war schön zu sehen, wie sich die Kinder mit strahlenden Augen über jedes einzelne Geschenk gefreut haben.
Auch die Weihnachtsfeier im Kindergarten am folgenden Tag bereitete mir viel Spaß. Jede Gruppe führte ein Gedicht, Lied, oder Schauspiel vor. Ich begleitete meine Gruppe mit der Gitarre.

Heiligabend verbrachte ich dann mit Jan und Mitfreiwilligen aus Philadelphia, Iowa und Arkansas hier in St. Louis. Danach ging es nach Philadelphia, um dort Silvester zu feiern. Bei einem Trip an die Ostküste durfte natürlich ein Ausflug nach New York und Washington D.C nicht fehlen.
Im Januar machten sich Débora und ich auf nach Los Angeles. Schon länger war es ein Wunsch von uns, an die Westküste zu reisen. Es war eine sehr erholsame Woche unter Palmen.
Und jetzt ist schon Februar und nächste Woche geht es auf ein Zwischenseminar nach San Antonio, Texas. Ich freue mich schon sehr, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen, neue kennen zu lernen, sich über das erste halbe Jahr auszutauschen und die Zeit zu reflektieren.

In diesem Rundbrief soll aber auch das Land , die Leute und die Kultur thematisiert werden. Es ist gar nicht so einfach, die Unterschiede zu Deutschland zu benennen, da man sich schon an so viel gewöhnt, jedoch auch vieles noch nicht wirklich reflektiert hat.
United States of America - da denken viele wohl zuerst an billiges Fastfood, übergewichtige Menschen und dicke Autos. Es gibt viele Vorurteile, die wohl stimmen, jedoch sind diese sehr verallgemeinert und treffen keinesfalls auf jede amerikanische Familie zu. Ja, es gibt viele Fastfoodketten, so dass es wirklich viele dicke Menschen gibt. Und ja, viele Amerikaner legen auch einen großen Wert auf ihr Auto. Generell versuchen viele, das Geld zur Schau zu stellen, was sie haben. Aber das ist ja bei uns auch nicht viel anders.
Einige Unterschiede sind mir gleich zu Beginn meines Aufenthaltes aufgefallen. Zum Beispiel, dass fast alles größer ist als in Deutschland. Angefangen von den sechsspurigen Straßen, auch "highways" genannt, den Autos, den Wolkenkratzern bis hin zu den Geschäften, wo es fast alle Lebensmittel immer zusätzlich im XXL Format zu kaufen gibt. Des weiteren fiel mir sofort die Freundlichkeit der Amerikaner auf. Selten erlebt man einen Tag ohne einen kleinen Smalltalk mit Mitarbeitern des Campus oder auch fremden Menschen. Noch nie wurde ich so oft in der Metro, auf der Straße oder in Shoppingmalls von fremden Menschen angesprochen, die mir einfach nur ein Kompliment für meine Schuhe machen wollten. Auch begrüßt sich hier jedermann selbstverständlich auf der Straße mit " Hi, how are you doing".
Des weiteren sind mir direkt die vielen Amerikaflaggen aufgefallen, die fast an jedem Haus irgendwo zu finden sind. Landesstolz wird hier sehr groß geschrieben. Leider zeigen wenige Amerikaner demzufolge Interesse an anderen Kulturen.
Ich bin für amerikanische Verhältnisse schon viel gereist, was mich sehr überrascht hat. Leider verlassen die wenigsten Amerikaner jemals die USA oder ihre Geburtsstadt.
Zudem lieben es die Amerikaner einfach süß und fettig ! Das ist mir vor allem bei dem Essensangebot an Kindergartenfesten aufgefallen. Das sieht meistens nämlich folgendermaßen aus: bunte Cupcakes, (Muffins nur 1000 mal süßer mit Zuckerguss und Zuckercreme auch "Icing" genannt), sogenannter Fruitpunsch (Limonade) in ALLEN Farben, Eiscreme, (oft wird eine Eiscremekugel in die Limonade getaucht), Candy und Cookies und Chips in allen Variationen, Chickenwings, Cheeseburger, Pommes und Pizza.Und leider ist davon nichts selbst gebacken oder gekocht.
Erst recht wurde mir dies aber bestätigt, als Débora und ich selbstgebackene Plätzchen an Weihachten zum Probieren brachten und man uns fragte, ob wir den Zucker vergessen haben.
Amerika ist aber auch ein Land der Gegensätze ! Es gibt wohl kein Land in dem die Liste der Fastfoodketten genauso lang ist wie die der Lightprodukte im Supermarkt, so sind zwar viele Menschen übergewichtig andererseits existiert ein überdimensionaler Fitnesswahn.
Ebenso ist Amerika eine Nation, in welcher man Reichtum und gleichzeitig erschreckende Armut beobachten kann. Besonders aufgefallen ist mir dies an der Ostküste, wo die Boulevards von Bettlern wimmeln und gleichzeitig die teuersten Boutiquen gut Geschäfte machen.
Eigentlich dachte ich, Amerika sei auch sehr fortschrittlich. Was ich jetzt jedoch nicht mehr behaupten kann. Neue Filme, Musik, Handys kann man hier zwar Monate bevor sie nach Europa kommen bewundern, jedoch gibt es kein funktionierendes Gesundheits- und Bildungssystem, kein Waffengesetz und die Todesstrafe wurde auch noch nicht abgeschafft. Für mich ist das alles andere als fortschrittlich.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich sehr froh und dankbar bin dieses faszinierende, vielfältige Land, die Kultur und die Menschen in Amerika kennenlernen zu dürfen. Es ist interessant, täglich die Unterschiede zu Deutschland zu erleben, sich bei manchen Dinge zu wundern oder einfach nur drüber zu lachen. Ich bin wirklich gespannt, was mich so in dem nächsten halben Jahr noch alles so erwartet.

Ich hoffe, dass ich Euch in diesem Rundbrief einen kleinen Einblick in das Leben hier geben konnte.
Jetzt freue ich mich nun auf die zweite Hälfte meines Freiwilligen Friedensdienst vor allem auch auf den Besuch meiner Eltern im März !
Ich will mich auch nochmal ganz herzlich bei allen Unterstützerinnen, Unterstützer, Freunde und meiner Familie bedanken. Ohne Euch könnte ich dies alles nicht erleben! Danke :-)

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit, bis zu meinem nächsten Rundbrief :-)
Liebe Grüße,
Eure Maike.


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