Montag, 29. April 2013

Mein 3. Rundbrief


Liebe Unterstützerinnen, Unterstützer, Verwandte, Freunde, Interessierte!

It's springtime, der Frühling ist da“ und es wird Zeit für meinen 3. Rundbrief.

Gerade sitzen Débora und ich auf dem Balkönchen hinter unserem gar nicht so kleinen Häusschen, genießen nach einer schönen Arbeitswoche bei 25 Grad die Abendsonne und denken an die schönen aber auch anstrengenden Monate, die bisher hinter uns liegen, aber auch an die, die noch vor uns sind.
Bei unseren Gesprächen fallen dabei jedoch auch immer öfters die Wörter "Abschied nehmen", "zurück in die Heimat" und "Zukunft". Auch wenn wir noch vier Monate hier in St Louis sind, kreisen meine Gedanken schon um die Rückkehr nach Deutschland.
Oft diskutieren wir, was wir noch alles unternehmen und genießen müssen, wen wir noch treffen wollen, worauf wir uns aber auch wieder freuen, wenn wir zu Hause in Deutschland beziehungsweise Frankreich sind.

Jetzt möchte ich Euch aber auch von der Zeit berichten, die seit meinem letzten Rundbrief vergangen ist.
Vor allem der letzte Monat war voller Freude und Erlebnissen und bleibt mir sicherlich lange in Erinnerung. Meine Eltern besuchten mich, wir feierten meinen Geburtstag sowie Ostern und begaben uns auf eine Reise in den Süden der USA.
Von St. Louis aus ging es erst ein Wochenende nach Chicago und im Schneesturm zurück. Danach führte uns unser kleines Aberteuer über Clarksdale und Natchez nach New Orleans, den Blues-trail entlang.
Dort gefiel mir ganz besonders das französische Viertel. Mitten im Süden Amerikas trifft man in kleinen Gassen auf französische Bäckereien, Cafés und Boutiquen. Ebenso gibt es viele Straßenmusiker und Künstler, die die Gassen nutzen, um ihre Kunstwerke und Musik zu präsentieren. Nachdem wir dann noch ein paar Tage am Golf von Mexiko halt machten, den Strand und die Sonne genossen, fuhren wir weiter nach Nashville und wieder zurück nach St. Louis.
Natchez
 
Alligator

French Quater in New Orleans


Golf von Mexiko



Neben unserer Reise lernten meine Eltern auch mein Projekt sowie St. Louis kennen.
Mitarbeiter von Every Child's Hope machten es möglich und gaben meinen Eltern eine kleine Führung auf dem Campus. Unter anderem besichtigten wir die Schule, die selbst ich noch nie von innen gesehen hatte. Viele Kinder, die zu Every Child's Hope kommen, haben nur selten oder sehr unregelmäßig eine Schule besucht. Dann gehen sie zur Schule auf dem Campus, bis sie das Bildungsniveau einer Schule im Stadtteil erreicht haben.



Bei der Besichtigung lernte auch ich etwas Neues dazu, was mich erschreckte. In der Schule gibt es für die Jugendlichen sogenannte „Aus-Zeit Räume“. Ein Raum, 4 m², ohne Stuhl, jedoch mit Überwachungskamera; der kleine Raum gleicht sozusagen eher einer Zelle. Er führte mir nochmals vor Augen, dass es doch oft Schwierigkeiten mit den Jugendlichen gibt und das Every Child's Hope nicht nur einfach ein Kinderheim ist. Auch wenn ich dies bei den Aktivitäten mit den Jugendlichen nicht wirklich erlebe, gibt es doch oft Zwischenfälle und Probleme.

Insgesamt bin ich sehr froh, dass der Besuch meiner Eltern möglich war. Leider hieß es aber viel zu schnell wieder Abschied nehmen. Für meine Eltern ging es zurück nach Deutschland und für mich zurück in den Alltag. Dort hatte sich aber auch einiges geändert.

Nach den langen kalten Wintermonaten ist es endlich Frühling beziehungsweise gleich Sommer geworden. Alles blüht und die Wiesen und Bäume auf dem Campus sind grün. Oft höre ich zurzeit den Spruch "April showers may bring flowers", der sehr gut das Aprilwetter hier in St Louis beschreibt. Oft ist es sehr warm und sonnig, dann gibt es ein Gewitter, sogenannte "Thunderstorms", worauf kurz danach, so als wäre nichts gewesen, wieder die Sonne scheint. Dieses Wetter birgt einige Gefahren. Schnell bilden sich Tornados. Und da St. Louis im "Tornado-valley" liegt, kann es zurzeit also öfters passieren, dass wir einen Abend im Keller verbringen und auf die Entwarnung des Wetterberichts warten. Für die meisten Einwohner von St. Louis ist dies jedoch nichts Neues oder Aufregendes. Sie sind damit aufgewachsen, es gehört demnach zu ihrem Leben dazu und sie haben sich daran gewöhnt. Für mich ist es jedoch ganz schön beängstigend und ich könnte mich, glaub ich, nie daran gewöhnen!

Das Wetter bringt jedoch auch einige Vorteile mich sich! Im Kindergarten können die Kinder endlich wieder öfters an der frischen Luft spielen und ihrer Energie freien Lauf lassen. Im Außengelände gibt es sogar einen kleinen Pool, der hoffentlich bald genutzt wird. Ebenso lernen die Kinder nicht nur den ganzen Tag das Alphabet, sondern auch einiges über Pflanzen und Tiere.

Auch die älteren Jugendlichen aus den Wohngruppen trifft man immer öfters draußen an. Diese warten momentan aber auch gespannt auf ihre Sommerferien, in denen es jeden Tag ein Sommerprogramm mit viel Sport auf dem Campus geben wird.
Aber auch Débora und ich können an Wochenenden mehr unternehmen. Wir gehen in den nahegelegenen Park, picknicken, genießen die Sonne und unternehmen kleine Radtouren. Ebenso warten einige Kunst- und auch Musikfestivals auf uns.

Was hat sich noch verändert? Da eine Erzieherin in den Ruhestand verabschiedet wurde, betreue ich zurzeit auschließlich die 2-3-Jährigen, worüber ich sehr froh bin. Da die Erzieherin in diesem Raum sehr engagiert ist, basteln wir fast jeden Tag, sind an der frischen Luft, sobald das Wetter es zulässt, besuchen jede Woche die Hühner auf dem Campus, gehen dort spazieren und und und... Vor allem ist es um einiges ruhiger, auch wenn sie die Allerkleinsten sind und man vielleicht viel Lärm erwartet. Sie überraschen mich jeden Tag aufs Neue, wie gut sie teilweise miteinander umgehen. So erwachsen!

Zurzeit habe ich oft erst jetzt das Gefühl, wirklich in Amerika angekommen zu sein. Ich unterhalte mich selbstverständlich mit fremden Menschen an der Bushaltestelle, in Geschäften und Cafés. Verständigungsprobleme gibt es auch kaum noch und für mich ist es wie selbstverständlich, dass die Geschäfte an Sonntagen alle geöffnet sind.
Im Nachhinein betrachtet, braucht es doch schon eine ganze Weile, um anzukommen und wenn man angekommen ist, naht viel zu schnell wieder der Abschied. Es ist ein bißchen traurig, trotzdem kann ich es auch kaum noch erwarten, endlich wieder meine ganze Familie und meine Freunde in die Arme nehmen zu können !!

Anbei sende ich euch jetzt noch ein Frühlingslied, das ich gerade mit den Kinder auf der Gitarre spiele und singe.
Zurzeit ist es ihr Lieblingslied und wir singen es wirklich fast jeden Tag !!! ;-)



"Spring ist here"

Spring is here
Spring is here
The flowers ,the trees, the birds and the bees.
Spring is here
Spring is here
Everything is in bloom.

The grass is green, the air is clean, the birds are sining a song,
a warm spring day
all I can say,
I wait for spring all year long.

Spring is here
Spring is here
The flowers , the trees, the birds and the bees.
Spring is here
Spring is here
Everything is in bloom

Ich hoffe, Ihr habe meinen 3. Rundbrief mit Interesse gelesen und konntet ein bisschen an meinem Leben und meinen Erfahrungen teilhaben.
Ich freue mich jetzt sehr auf die kommenden vier Monate und auf das, was mich noch so alles erwarten wird.

Danke nochmal für jegliche Unterstützung.
Liebe Grüße und bis ganz bald
Eure Maike 

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